Erster Tourbericht, August 2012

 

Wie ich schon auf der Eingangsseite meines "Bunkerfiebers" geschrieben habe, zog mich die Maginotlinie an der deutsch/französischen Grenze schon einige Jahre in ihren Bann. Ich habe leider nur immer keine gleichgesinnten Menschen aus meinem Bekannten oder Freundeskreis gefunden, die Interesse gehabt hätten mal eine Tour nach France mit mir zu unternehmen.


Aus diesem Grund hatte ich auch schon eine Weile auf den einschlägigen Webseiten recherchiert und auch versucht Kontakte zu "Insidern" zu knüpfen. Leider kam in der Regel aber keine Antwort zurück und ich hatte es wieder etwas ad acta gelegt.
Im Mai 2012 unternahm ich allerdings einen neuen Anlauf und habe wieder eine Mail verschickt und wie es so schön heißt, keine Regel ist ohne Ausnahme! Ich bekam eine sehr informative und nette Antwort zurück. Der Zufall wollte es anscheinend ,daß dieser Kontakt just an dem Wochenende vor dieser Mail auf Bunkertour an der Maginotlinie war!


Nachdem ein paar nette Mail´s hin und her gingen fragte ich in einer davon ganz vorsichtig nach ob es vorstellbar wäre mich mal mit "in´s Gepäck" zu nehmen... die positive Antwort „warum nicht“ war sehr erfreulich! Nur ein genauer Termin stand zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht in Aussicht, was sich aber binnen kürzester Zeit zu meiner Freude änderte. Nachdem alle Eckdaten feststanden, war ein Treffen für den 07. August geplant, quasi ein "Blinddate" Bunkerinteressierter direkt in unmittelbarer Nähe eines Gros Ouvrages. Ich selbst war im November 2011, nach einem Besuch des Museums Hackenberg,  bereits bei dieser Anlage und stellte fest, dass der Zugang möglich wäre. Dies hatte sich auch im April 2012 beim Besuch meiner "Bunkerfreunde" noch nicht verändert!


Nachdem wir uns im Wald erst einmal persönlich bekannt gemacht hatten, stiefelten wir anschließend bepackt mit der entsprechenden Ausrüstung los,  Richtung Bunker. Am Zugang angekommen wurden erst einmal Sicherheitsvorkehrungen an der dort befindlichen Rampe, die das "Hineinkrabbeln" im Inneren des Bunkers erleichterte, vorgenommen!

Vorwegnehmen möchte ich an dieser Stelle (editiert nach einigen Jahren), dass ich bei dieser Tour ausrüstungstechnisch bezüglich Licht und Fotoequipment, noch ganz unten an der "Evolution Schwelle" stand ..... damals waren die Bilder dunkler wie dunkel und auch die vielen Lampen verglichen zu der heutigen Ausrüstung wahren eher "bessere Kerzen" laugh


Einer nach dem Anderen zwängte sich durch den Lüftungsschlitz ins Innere und die Ausrüstung wurde ebenfalls Rucksack für Rucksack weiter gereicht! Nachdem wir den ersten Raum unter Augenschein genommen hatten, drangen wir langsam im Schein der Taschenlampen weiter  in das Innere des Werkes vor. Für mich als Newbee war das ein unglaubliches Gefühl, die etwas modrig Schrägaufzug riechende Luft, die völlige Dunkelheit durch das sich das Licht der Taschenlampen bewegte. Die Eindrücke der Einbauten, Maschinen, Filter und einfach das Gefühl sich an einem Ort der Zeitgeschichte zu befinden. Nachdem wir den Bereich und den eigentlichen verschlossenen Eingang  erkundet hatten, fanden wir den Schacht des Schrägaufzuges, der in die Tiefe führte. Auf diesem wurden früher Maschinen, Material und Munition in den Hauptbereich der Bunkeranlage hinabgelassen.


Auf der seitlich befindlichen Treppe gingen wir langsam nach unten und befanden uns nach ca. 20 Höhenmetern am Eingang der Hauptgalerie. Als Erstes erkundeten wir den Maschinenbereich in dem die Dieselmotoren installiert waren um die Anlage mit Strom zu versorgen, wenn die Externe unterbrochen wäre. Die Motoren stehen zum Teil noch auf ihren Plätzen, wurden aber leider durch Vandalen und Schrottdiebe "zerpflückt" und zerlegt. Diese Spuren der Zerstörung findet man in allen Teilen der Anlage wieder, besonders die "Berge" der Außenisolierung von Elektrokabel liegen überall in Unmengen herum.


TreppenschachtAnschließend ging die Erkundung weiter durch den Kasernenbereich und durch die Verbindungsgalerie zu den Kampfblöcken. Nachdem ja die Hauptebene der Anlage in einer Tiefe von etwa 20 Metern liegt, die Kampfblöcke im vorderen Bereich in der Regel über dem Niveau des Einganges liegen, bedeutet das viele, viele Treppen ..... Die Artillerieblöcke verfügten alle über einen Aufzug, mit dem die Artilleriegranaten nach oben befördert wurden, nur leider versagten sie uns alle ihren Dienst, also war Treppensteigen angesagt!


Ich für mich muss gestehen, dass ich oben angelangt, erst mal etwas außer Puste war, was sich aber in Anbetracht der Umgebung wieder schnell normalisierte. Die Hebeanlage des Geschützturmes im unteren Teil des Kampfblockes ist schon sehr imposant, ebenso wie die Antriebsmechanik im mittleren Teil mit dem Zugang zu den eigentlichen darüber befindlichen Geschützen. Leider ist der Zwischenboden in diesem Bereich überall aus Holz und dieses ist überwiegend in einem äußerst vergammelten Zustand und das Betreten somit zur eigenen Sicherheit nicht möglich!


Ein Kampfblock nach dem Anderen wurde von uns auf diese Weise erkundet. Bis auf einen, sowie das Innere des Mannschaftseinganges, was wir uns wegen dem Treppengesteige und mangels zu erwartender "Attraktionen" und auch aus einem gewissen Zeitmangel gespart haben. Nach knapp vier Stunden krochen wir alle wieder ans Tageslicht und marschierten zurück zu den Autos.

 

 

 

 

 

Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Abri einer unterirdischen Kaserne, die überall im rückwärtigen Bereich der Kampfanlagen gebaut wurden. Da dieses nur über eine Straße im gegenüberliegenden Wald war, ließen wir die Autos an Ort und Stelle. Meine Bunkerfreunde wechselten nun von Gummistiefeln auf Arbeitsschuhe, da das Gehen mit diesen bedeutend leichter ist! Nachdem wir uns etwa 20 Min auf einem ziemlich matschigen und ordentlich ansteigenden Waldweg nach oben gearbeitet hatten, fanden wir an der vermuteten Stelle nichts außer Bäume und noch mal Bäumen! Von einem Bunker keine Spur!

Leider hatten wir keine GPS Koordinaten und somit mussten wir weiter suchen. Nach einer Weile entdeckten wir die typischen Stolperdrähte, befestigt an den Schweinekringeln, die man überall im nahen Bereich der Bunker vorfindet. Hier ist größte Vorsicht geboten, da sich in diesem Bereich auch teilweise überall angespitzte, im Boden eingegrabene, ca. 15 cm lang herausragende Metallspieße befinden! In einen solchen zu treten oder noch schlimmer zu stürzen kann übelste Verletzungen hervorrufen, im schlimmsten Fall auch tödlich enden!! Da diese auch mit Laub bedeckt sind, macht zum Teil die Sache zusätzlich schwieriger! Nachdem wir diesen Bereich vorsichtig und mit wachsamen Augen hinter uns gelassen hatten, stießen wir auf einen der beiden Bunkereingänge. Leider war dieser allerdings verschlossen, also auf zum Zweiten und dieser war "Hurra" auch offen! Eingangsblock Abri


Auf dem "Dach" des Bunkers trafen wir vorher noch eine deutsche Familie mit ihrem vielleicht 7 bis 8 jährigen Sprössling, die uns erzählten, im Bunker läge ein Geocach und sie wären schon im Bunker gewesen und unten würde alles voller Wasser stehen ....! Wir dachten uns alle na Klasse, so mit einer Taschenfunzel, kurzer Hose und einem Kind ist das schon eine mehr als gewagte Angelegenheit! Leider bestätigte sich die Aussage dann am Ende der Treppe... hier stand ungefähr knapp 15 Zentimeter hoch, eine in allen Farben schillernde Brühe in der zusätzlich eine Unmenge an Unrat schwamm.

 

An dieser Stelle rächte sich die Entscheidung meiner Kollegen böse auf die Arbeitsschuhe gewechselt zu haben! Nach eingehender Prüfung der Sachlage zeigte es sich aber, dass man auf dem Gerümpel und auf kleinen Gestellen die anscheinend einmal zu irgendwelchen Hockern gehörten hatten, trocken Fußes über das Wasser balancieren konnte! Nach etwa zwanzig Metern vorsichtigen balancierens erreichten wir trockenen Boden und konnten so die Anlage dann doch erkunden. Teilweise sind noch die Bettgestelle in den ehemaligen Schlafräumen vorhanden. Auch der Herd in der Küche stand noch an Ort und Stelle. Küchenherd ano 1937

 

 

In einem Raum, der höchstwahrscheinlich als Aufenthaltsraum diente, fanden wir eine tolle Wandmalerei die zwei geöffnete Fenster zeigt, ein Blick nach draußen..... 25 Meter tief unter der Erde! Was wohl in den Köpfen der Soldaten damals vorgegangen sein mag...? Nach wiederholtem balancieren und kraxeln über die unter Wasser stehende Strecke und erneutem Treppensteigen erreichten wir wieder das Tageslicht.

 

 

 


Die Zeit reichte noch für den Besuch eines weiteren Abris, nur ca. 10 Min mit dem Auto entfernt. Dort angekommen, wappneten wir uns alle mit Gummistiefel und begaben uns auf den Weg zum Bunker. Zuerst mussten wir einen geeigneten Übergang über den Diamantgraben schaffen, das Innere der Anlage war eher unspektakulärer. Wir fanden in einigen der Räume typische Zeichen unserer Zeit, die auf Bunkerpartys einheimischer Jugendlicher schließen ließen. McDonalds Tüten/Schachteln und massig Teelichterschalen. Tja ..... das ist überhaupt so eine Unart die sich in den Anlagen überall zeigt: Jeder lässt seinen Müll liegen und fallen, wo er gerade steht oder geht. So frei nach dem Motto: Ist ja eh egal, weil schaut ja sowie so schon so aus und nach mir die Sintflut ....!
Wer seinen vollen Rucksack  mit in eine solche Anlage schleppen kann, sollte auch in der Lage sein, seinen Unrat wieder heraus zu tragen!!!


Nach dieser Begehung machten wir uns dann auf den Weg nach Thionville zum Hotel. Ich hatte leider keine Buchung wie die Anderen und hoffte, dass ich die Nacht nicht im Auto verbringen müsste! Aber das Glück war mir hold und ich bekam noch ein Zimmer im gegenüber liegenden ETAP Hotel. Nach einer heißer Dusche ging es erst einmal etwas Essen fassen. Nachdem wir von Burgern und oder Spare Ribs gesättigt waren, trafen wir uns noch auf einen Plausch vor dem Hotel meiner Kameraden und diese teilten liebenswerter Weise ihren Biervorrat mit mir!

Für den zweiten Tag hatte Stephan, der eigentliche Initiator und Planer der Tour, ein Gros Ouvrage im Norden von Thionville auserkoren, sollte der Zugang dort nicht möglich sein, stand optional die Festung Königsmaker auf dem Programm und wenn auch dort kein Erfolg in Aussicht sein sollte, hatte er noch andere optionale Ziele in Petto. 
Nachdem wir die knapp 20 Kilometer zu dem Werk zurückgelegt hatten und dort erst einmal eine Orientierungsrunde mit den Autos drehten, näherten wir uns über diverse Waldwege dem eigentlich Eingang. Dort angekommen, mussten wir anhand frischer Reifenspuren feststellen, dass die Anlage vor kurzem erst besucht worden sein musste. Einerseits ein Zeichen dafür das der Zugang möglich sein sollte, andererseits auch das Risiko ungebetene “Gäste“ anzutreffen.  Entri du Homers Der übererdete Eingang war an der Stelle des Zuganges freigelegt und aus der Türe  war ein etwa 50 x 50 cm großes Loch geflext worden. Wiederum wurde die Ausrüstung Stück für Stück hineingereicht und wir kletterten durch das Loch. Im Inneren war der Zugang anscheinend zugemauert worden. Hier fehlte ein großes Stück dieser Mauer. Auch dieses Hindernis überwunden, mussten wir uns anschließend noch durch das Mannloch des inneren Schotts zwängen, das schon grenzwertige Abmessungen hat wenn man nicht grade zur Fraktion der Unterernährten“ zählt.


Als erstes nahmen wir den inneren Bereich des Mannschaftseinganges unter die Lupe und danach stiegen wir die Treppe zur Nebengalerie hinunter.

Auch hier erkundeten wir, wie am Tag zuvor, als Hebeanlage Geschützturmerstes den Maschinenbereich und die angrenzenden Kasernenanlagen. Vorbei an vielen Relikten aus der aktiven Zeit der Bunkeranlage bewegten wir uns zur Hauptgalerie. Nachdem wir den gut  1 km langen Tunnel durchquert hatten, stiegen wir zum ersten Kampfblock hinauf. Die Größe der Geschütztürme, die Hebeanlage und die Spuren der Technik die diese Türme einmal in Bewegung setzte waren auch hier imposant! 


Nach und nach erkundeten wir auf diese Weise die anderen Kampfblöcke. Bei Block 5 stand ich allerdings vor dem Problem, dass ich wiederum auf meine Gummistiefel verzichtet hatte und diese auch nicht mit im Gepäck trug, ein schwerwiegender Fehler wie sich zeigte. Der Zugangstunnel stand ca. 15 cm tief unter Wasser …... also mit Arbeitsschuhen keine Chance. Wieder einmal waren meine Bunkerfreunde sehr hilfreich. Nachdem ich erst sagte, ich warte so lange, kam die Antwort, kommt gar nicht in Frage! 

Ein “fröhliches“ Schuhe tauschen ging von Statten und so kam auch ich in den Genuss diesen Block zu erkunden.


Das Highlight war, dass die 13,5 cm Waffen noch komplett im Geschützturm eingebaut waren! (Detailbilder davon auf der Webseite von Stephan unter Bunker, Maginotlinie Teil 4) Leider ist der Durchstieg zu den Geschützen sehr beengt und wie ich anfangs schon erwähnte, gehöre ich nicht mehr zur Gattung “Gazelle“. Ich wollte mich nicht durch diese Doppelöffnung quets Munitionslagerchen und deswegen konnte ich nur meinen Kopf durchstrecken und so einen Blick auf die Geschütze werfen! Nach diesem sehr eindrucksvollen Erlebnis machten wir  uns wieder auf den Rückweg durch den Haupttunnel. An der Abzweigung zum Kasernen und Kraftwerksbereich bogen wir zum Munitionshauptlager ab, um auch dieses zu erkunden. Die Rolltore der Verladestrecke waren heruntergelassen und wir mussten durch den daneben befindlichen Zugang in den Munitionsbereich gehen. Hier waren die meisten Lager leergeräumt, in einem jedoch befanden sich noch haufenweise Munitionsaufbewahrungskisten, ein absolut beeindruckendes Bild!


Nachdem wir auch diesen Bereich erkundet hatten, machten wir uns langsam auf den Rückweg zum Eingang. Dort angekommen krabbelten wir Einer nach dem Anderen wieder ans Tageslicht. Nach einer Stärkung machten wir noch ein Gruppenfoto am Munitionseingang des Werkes und fuhren dann zu den oberirdischen Teilen der Kampfblöcke um auch dort noch ein paar Fotos zu schießen. Leider hätte man dazu über einen sehr sperrigen Stacheldraht steigen müssen, da das Gelände um die Kampfblöcke als militärisches Territorium  ausgewiesen ist. Somit schossen wir nur ein paar Bilder von der Straße aus.

 

Kampfblock von aussen


Jetzt schlug leider die Stunde des Abschiedes und wir machten uns wieder auf den Nachhauseweg, ich Richtung Süden, die Anderen Richtung Norden. Ich muss sagen ich hab mich in diesen beiden Tagen ziemlich wohlgefühlt, man lernt selten so nette unkomplizierte Menschen kennen und das auch noch auf diese unkonventionelle Weise. Ich bin sehr dankbar, dass mich Stephan so vorbehaltlos mit auf sein Unternehmen genommen hat und ich so offen von allen behandelt wurde. Damit ist mir die Umsetzung von virtuellen Streifzügen real ermöglicht worden. Stephan hat auf seiner Webseite www.hoeni.de ebenfalls einen sehr ausführlichen tollen Bericht zu dieser Tour, wie auch zu bereits in der Vergangenheit durchgeführten. Ich kann diese jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen!!


Auf der Heimfahrt “spuckte“ mir das Erlebte permanent durch meinen Kopf und ich plante gedanklich schon die nächste Tour nach Frankreich zur Maginotlinie, die ich dann auch schon Mitte Oktober in die Realität umsetzte.
Aber hierzu mehr in meinem zweiten Bericht!

 

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