Zweiter Tourbericht, Oktober 2012

 

Nachdem ich Anfang August Dank ein paar sehr netten Gleichgesinnten, die ganz vorbehaltlos bereit waren mich mitzunehmen,  meine erste reale Tour erleben durfte, reifte schon auf der Heimfahrt der Plan so schnell wie möglich wieder eine Tour zu starten! Die Einzelheiten der ersten Bunkertour habe ich in meinem ersten Bericht niedergeschrieben und auf der Webseite von meinem Bunkerfreund Stephan ist ebenso ein detaillierter Reisebericht darüber und auch über seine bisherigen Exkursionen zur Maginotlinie zu finden!


Es mangelte mir ja immer an Bunkerbegeisterten aus meinem Umfeld und da eine Tour im Alleingang ausgeschlossen ist und immer war, stand ich wieder vor diesem Problem. Es erledigte sich dann aber quasi zufällig wie von selbst. Stephan, der Initiator und Organisator der Augusttour hatte mir ja seine Videos und Bilder zugeschickt. Als ich mir diese in Eigenfaszination vor dem Fernseher reingezogen habe, kam unerwartet jemand dazu und meinte “Wow klasse, da würd ich auch gern mal hin“! Ich hatte ihn diesbezüglich eher als desinteressiert eingeschätzt und da meine Aktivitäten wie gesagt bis August 2012 ja alle nur virtueller Natur waren,  auch nie großartig mit Ihm darüber unterhalten. Aber er war wiedererwarten Feuer und Flamme  und somit reifte der Plan weiter.


Zeitlich war der Rahmen allerdings etwas eng, da es innerhalb der nächsten zwei Wochen stattfinden musste und  mein Dienstplan im Weg stand! Also hab ich meinen Dienstplan getauscht und die Planung konnte in die Tat umgesetzt werden!


Am Freitag den 12.10.12 begaben wir uns Mittags auf den Weg. Mit dabei war noch ein Kumpel , der auch sofort Feuer und Flamme war, als er im Vorfeld von der geplanten Tour erfuhr. Geplant war  spätestens gegen 17:30 Uhr an Ort und Stelle zu sein. Allerdings hatten wir da die Rechnung ohne den Wahnsinn auf der Straße gemacht. Auf der A8 bei Stuttgart ging es leider über viele Kilometer nur im Stop and Go  Tempo voran! Kurz vor der französischen Grenze ging es durch eine Baustelle wieder nur im Schritttempo über den Rhein. Dies hatte zur Folge, dass wir mit 1 1/2 Stunden Verspätung an unserem ersten Zielobjekt ankamen!


Hier ging es weiter mit leichten Hindernissen. Aufgrund früherer Recherchen war ich der felsenfesten Überzeugung, dass sich der vermeidliche Zugang zu dem P.O. in Bunker 3 der Anlage befinden müsse. (Hätte ich doch nur den Bericht von Stephan darüber kurz vorher noch einmal eingehend gelesen!) Geschützturm und GFM Kuppel Bunker 2
Da das Tageslicht uns nicht mehr sehr lange dienlich sein würde, haben wir uns auch unverzüglich auf die Suche nach besagten Bunker 3 gemacht. Diesen im Dunklen zu finden wäre aussichtslos gewesen! Allerdings gestaltete sich die Suche sehr schwierig da das ganze Gelände mit dichtem Dornengestrüpp überwuchert war und durch die dort weidenden Kühe überall eine Megapampe war, die das Vorrankommen erschwerte. Bunker 1 konnten wir im Gebüsch von der Straße aus ausmachen, nur haben wir den wegen der bereits einsetzenden Dämmerung einfach außen vor gelassen und mit unserem Plan nach Bunker 2 Ausschau gehalten. Auch diesen konnten wir erstaunlich rasch finden. Nach ein paar Fotos von den Geschützkuppel, dachten wir prima, auf zu Bunker 3...!


Nur war der Weg in der  vermeintlichen Richtung wiederum durch teils undurchdringliches dorniges Gestrüpp versperrt, so dass wir immer wieder die Richtung ändern mussten. Kein Bunker war zu sehen.... auch wenn überall Schweinekringel mit Stolperdraht standen, aber Beton .... Fehlanzeige! Zusätzlich zu den Schwierigkeiten mit Gestrüpp und Matsch, machte einer meiner beiden Begleiter dann auch noch Bekanntschaft mit einem  im Boden vergrabenen Metallspieß, die im Bereich der Schweinekringel überall bei den Werken mit als Abwehr verbaut wurden. Diese stehen ca. 15 cm aus dem Boden und sind äußerst spitz. Ich kann nur jedem raten, der sich mit dem Gedanken spielt auch einmal einen “Ausflug“  ähnlich gelagerter Art zu unternehmen, A.) geeignetes Schuhwerk zu tragen und B.) Augen doppelt und dreifach auf! Wir hatten aber Rießenglück im Unglück bis auf ein kleines Loch im Schuhspitz und einen kleinen Kratzer am Zeh war nichts passiert …………

Bunker 3
Als wir schon dachten wir müssten aufgeben weil es immer finsterer wurde, standen wir plötzlich vor Bunker 3
Nuuur war dort von dem mir erwarteten Eingang nicht die kleinste Spur zu sehen Alle Scharten zugemauert...... Irgendwie sah das alles auch überhaupt nicht aus wie bei dem Bild das die aufgesprengte PAK-Scharte zeigte. Da es bereits fast dunkel war, kam ein gewisser Frust auf! Allerdings entdeckten wir dann im Diamantgraben Bunkerinventar, das augenscheinlich als Kletterhilfe an der Wand zu lehnen schien, allerdings eine sehr gewagte und wackelige Konstruktion. Man konnte zwar die Öffnung des Notausstieges im Diamantgraben ausmachen, nur ob dieser auch offen war konnte wir von oben nicht sagen. Mir war aber das Runterklettern in den Graben über das "Gerümpel" zu riskant..... nur … die mitgenommene Strickleiter lag fein säuberlich im Kofferraum!


Aufgeben wollte jetzt allerdings auch keiner mehr, also bin ich zurück in die mittlerweile eingesetzten Dunkelheit, habe mir meinen Weg vorne um die Anlage herum, außerhalb der Stolperdrähte, Metallspieße und Dornengestrüppe gesucht. Alle 15 Meter habe ich diesen Pfad mit Knicklichtern markiert. Zeitweise war das Orientieren auch sehr beschwerlich und ich dachte ein paar Mal, Shit;  ich finde das Auto im Dunklen auch nicht mehr, was für ein “hirnloses“ Unternehmen! Nach gut 25 Min. erreichte ich dann aber das Auto doch, bewaffnete mich mit der Strickleiter, speicherte die Koordinaten des Fahrzeugs ins Navi und packte dies ebenso mit ein. Nach einer weiteren halben Stunde war ich dann wieder am Bunker 3, inklusive Strickleiter!
Die Spannung stieg und wir befestigten die Strickleiter an einem der Eisenhalterungen der ehemaligen Antennenanlage des Bunkers und stiegen an der Strickleiter in den Diamantgraben hinunter  ….. und Hurra der Notausstieg war offen!!

Im Inneren war die Anlage relativ gut erhalten, wir erkundeten zuerst den oberen Teil von Bunker 3, bevor wir anschließend über die Treppe zur Verbindungsgalerie hinunter stiegen.  In einem Petit Ouvrage sind die Verbindungsgänge deutlich schmäler und kleiner wie in einem Gros Ouvrage. Geschützturm Bunker 2Nachdem wir zu Bunker 2 hochgestiegen waren und dort den Geschützturm so wie den gesamten Bunker inspiziert hatte Zylinderkopf eines Motorsn, begaben wir uns zum Kasernen und Kraftwerksbereich, der ebenfalls entsprechend kleiner wie in einem G.O. ist. Die Diesel motoren waren noch recht gut erhalten, aber auch hier waren Schrottdiebe am Werk und auch irgendwelche Chaoten die einfach sinnlos zerstören ….. Beeindruckend waren die am Boden liegenden Zylinderköpfe der Motoren. 

 

 

 

 

Zum guten Schluss stiegen wir dann noch zu Bunker 1 hoch, der gleichzeitig auch als Hauptzugang dien Gesprengte PAK Schartete und somit mit einem Fahrstuhl versehen war. Bei der Erkundung machten wir dann DIE Entdeckung ……… Wir standen vor der aufgesprengten PAK-Scharte …….
Also wäre der eigentlich von mir eingeplante Zugang in Bunker 1 gewesen …… gerade mal ca. 200 Meter vom Auto entfernt …..
Im Grunde hätten wir uns den ganzen Akt sparen können, hätten wir auf dem Weg zu Bunker 3, auch Bunker 1 von außen erkundet....  aber abenteuerlicher war unsere Variante alle mal. 

 

 

 

 

 

Um kurz nach 23 Uhr sind wir dann wieder bei Bunker 3 rausgeklettert, die Strickleiter hoch und an meinem “Knicklichtpfad“ zurück zum Auto. Eigentlich hätte noch ein Abri in unmittelbarer  Nähe auf dem Programm gestanden, aber durch die Verzögerungen haben  wir das dann doch “geknickt“, außerdem war uns allen nach einer heißen Dusche und ein paar kühlen Bierchen! Also sind wir unverzüglich zum ETAP Hotel nach Thionville aufgebrochen.

Am Folgetag wollten wir dann im nahe gelegenen McDonald frühstücken, nur wussten das die Franzosen leider nicht und der Mäcki hatte noch geschlossen! Ein nach unserem Geschmack vernünftiges Frühstück in Frankreich aufzutreiben ist eine andere Thematik …. Also haben wir dann den nächsten Mäcki angesteuert, in der Hoffnung wenigsten einen Kaffee zu bekommen. (Auf der nächsten Tour ist wieder Frühstück im Hotel angesagt!)
Zumindest waren wir bei Nummer 2 erfolgreich bezüglich Kaffee und wir konnten uns auch ein paar Minicroissant einwerfen. Danach sind wir dann in nordwestliche Richtung oberhalb von Thionville aufgebrochen, zum Tagesziel für Samstag.
Dort angekommen, haben wir das Auto nicht ganz so offensichtlich abgestellt und sind über den Feldweg zum EH des Werkes gestiefelt, über den wie ich hoffte,  der Zugang möglich sein sollte!


Die etwas aufwendigere Akt Mannschaftseingangion vom Vortag wurde mit einem relativ problemlosen Zugang in dieses Werk wieder wett gemacht! Nachdem wir durch das Mannloch im inneren Schott gekrabbelt waren, untersuchten wir auch hier erst den oberen Teil des Mannschaftseinganges. Danach stiegen wir über die Treppe in den unteren Teil der Anlage. Hier hatte ich zuvor auf alle Fälle richtig recherchiert und die Gummistiefel zeigten sich als sehr nützlich. Im oberen Teil des Treppenhauses drang seitlich an den Wänden relativ viel Wasser ein und somit war es auch ziemlich nass. Unten angekommen zeigte sich ein ähnliches Bild wie auch schon in den anderen Anlagen. Überall waren Metalldiebe am Werk gewesen und die  verteilten Häufen der Außenisolierung geschälter Kabel fehlten auch nicht!   Nichts desto trotz war das Werk ein absolutes Erlebnis!! Wir nahme Motor im Kraftwerkn den bewährten Weg über das Kraftwerk, bestaunten hier die Größe der noch vorhandenen Motoren und begaben uns über den Kasernenbereich auf den Weg zur Hauptgalerie des Werkes. Im Kasernenbereich ist noch wenig von dem ursprünglichen Inventar übrig, auch die Küche des Werkes ist so gut wie leer, im Gegensatz zu manchen Werken, wo zumindest noch Teile der Öfen vorhanden sind.

 

 

 

Hauptgalerie

 

Nun machten wir uns auf den Weg zu den Kampfblöcken und durchquerten den ca. 1 km langen Haupttunnel. An der Abzweigung zu den Bunkern 2 und 1 stießen wir auf die Garage für die E-Loks der ehemaligen Kleinspurbahn. Eine der Loks konnten wir sogar noch bestaunen! 
Da diese Anlage an einem Hang gelegen ist, die eigentliche Bunkeranlage ca. 20 Meter tief in der Erde liegt und die Kampfblöcke sich auf dem Hügel befinden, ist die Anzahl zu bewältigender Treppen beachtlich …….
Wegen der Größe der Anlage waren wir uns schon im Vorfeld einig darüber, dass wir nicht zu jedem Bunker hochsteigen würden. Wir wanderten bis zur hintersten Befehlsstelle die auf dem Weg zu Bunker 1 lag, der wiederum der am weitesten entfernte war. Nachdem die Befehlsstelle eingehend erkundet war, stiegen wir hoch zu Bunker 2 (MG Turm, Zwillings MG Kuppel, GFM Kuppel und Beobachtungskuppel), ziemlich außer Puste kamen  wir oben an.  Auch hier erkundeten wir Raum für Raum ausführlich, sowie den MG Turm.


Als nächstes hatten wir uns entschlossen Bunker 4 zu erkunden, Bunker 1 und Bunker 3 schienen uns in Anbetracht der vielen Treppen im Verhältnis zu dem zu Erwartenden weniger interessant. Beide Bunker waren nur mit GFM Kup Schartenausblickepeln und MG Kuppeln ausgestattet. Bunker 4 dagegen mit einem 8,1cm Turm sowie einer Scharte für Zwillings MG und 4,7 cm PAK. Auch hier waren wir ziemlich außer Atem als wir oben angelangten! Der Aufstieg hatte sich aber gelohnt, alleine der Blick aus der PAK Scharte ins Tageslicht war den mühsamen Aufstieg wert gewesen!

 

 

 

 

 

 

 

Beim Abstieg haben wir die Treppen gezählt, es sind 256 Stück, wenn ich mir vorstelle wie oft die Mannschaften damals diese Treppen vielleicht hoch und runter steigen mussten ….

 

Aufzugsschacht zum Artillerieblock 5

Bunker 5 der nun an der Reihe war, unterschied sich von den bisher gesehenen dadurch, Laufkatzensystem im Artillerieblock dass es sich um einen Artillerieblock für drei 7,5 cm Artillerie handelt. Entsprechend imposant waren auch die Munitionslager auf der Galerieebene und die Dimensionen der Aufzüge zu diesem Bunker. Ebenso das Laufkatzensystem an der Decke des Artillerieblockes war sehenswert!

 

 

 

Wieder unten erkundeten wir auch noch den Munitionsbereich unter dem Artillerieblock. Hier fanden wir eine Reihe von Flaschenzügen, die noch alle voll funktionstüchtig waren, absolut faszinierend nach der langen Zeit!!


Da wir zu diesem Zeitpunkt schon fast 4 Stunden im Bunker unterwegs waren, beschlossen wir auch B Kerzenschein ....unker 6 nicht mehr zu besuchen, da dieser ähnlich wie Bunker 5 gebaut ist. Wir gingen zurück durch den Haupttunnel und machten im Bereich des Bahnhofes (Ausweichstelle für die Schmalspurbahnen) ein paar spektakuläre Bilder mit Teelichtern und entsprechender Langzeitbelichtung.


Nachdem wir alle Teelichter wieder eingesammelt hatten machten wir uns auf den Weg zum Hauptmunitionslager. Leider fehlten hier alle Munitionsbehälter und Kisten und wir fanden nur leere Räume vor. Sensationell war allerdings, dass sich etliche der Schmalspurwagen in diesem Bereich befanden und sich auch noch ohne weiteres auf den Schienen bewegen ließen!

 


Wir stiegen dann noch hoch zum Munitionseingang, da der laut diversen Aussagen auch offen sein sollte. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Außerdem sollte man schon sehr schlank sein um in den vorderen Bereich des Muneinganges zu gelangen, da das innere Schott geschlossen ist und die Tür darin nur einen spaltbreit offen steht! Bewegen lässt sie sich auch unter Einsatz größter Kraft keinen Millimeter. Unser Schlankester hat sich dennoch hindurchgezwängt, fand aber das Haupttor ins Freie verschlossen.


Also sind wir wieder umgedreht und haben den Weg über den Mannschaftseingang zurück genommen. Nach knapp 5 ½ Stunden Bunkerluft traten wir wieder ins Freie.
Wir wollten noch ein paar "nette" Außenbilder von den Kampfblöcken machen  , aber leider leider hat es kurz darauf angefangen, wie aus Eimern zu schütten.  Also haben wir die Aktion abgebrochen und uns auf den Weg zurück zum Auto und dann nach Haus gemacht!


Wir waren uns aber alle einig, dass 2013 ganz sicher eine weitere Exkursion folgen wird!!
 

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